Neun private Häfen oder Inseln haben Kreuzfahrtreedereien inzwischen, von Amber Cove in der Dominikanischen Republik bis Bimini. Sieben dieser Ziele sind kleine Inseln der Bahamas. Gepachtet von großen Reedereien, spielen sie heute eine wichtige Rolle bei der Routenplanung. Anders als bei normalen Häfen müssen Passagiere dort kein Taxi oder Bus nutzen, um den Hafen zu erkunden und einen Platz an einem weißen Traumstrand zu finden.

Great Stirrup Cay, Castaway Cay und Coco Cay
Den Anfang machte in den 1970er-Jahren Norwegian Cruise Line mit Great Stirrup Cay, einer ehemaligen Militärbasis, auch Disney hat eine eigene Insel, Castaway Cay genannt. Die Palette der Angebote der privaten Reviere reicht von monströsen Freizeitparks mit Wasserrutschen, Seilbahnen und Kunstlagunen bis zum Naturparadies.
Royal Caribbean International zum Beispiel hat ihre turbulente Insel Coco Cay bereits für Schnupperkreuzfahrten für 70 US-Dollar im Angebot. Alle zwei Tage sind 3.000 bis 4.000 Urlauber mit der Freedom of the Seas dort. Das Motto: „The Perfect Day at CocoCay.“ Auch in Labadee in Haiti oder Amber Cove steht die Animation und Bespaßung der Passagiere im Fokus.
Ocean Cay – Die etwas andere Privatinsel
Ganz anders Ocean Cay von der Schweizer Reederei MSC. Diese Insel ist in der Nebenrolle ein Naturparkprojekt zur Forschung an Korallen. Nur zwei bis drei Besuche von Kreuzfahrtschiffen der Reederei MSC gibt es dort pro Woche. Die Italo-Schweizer haben die einst als Mine für den Abbau von Aragonit für die Bauindustrie genutzte Insel 2015 erworben – und gingen beim Umbau einen anderen
Weg als die US-Konkurrenz. Hier sollte nicht nur ein Badestrand für Kreuzfahrttouristen entstehen, sondern auch ein Forschungsprojekt. Die Insel wurde renaturiert und kam unter die Zuständigkeit der MSC Foundation, 2020 wurde sie als Destination eingeweiht. Durch die Pandemiem gab es dann aber noch fast zwei Jahre Pause, was der Natur gutgetan hat. Inzwischen gilt Ocean Cay als Perle im Karibikprogramm der Reederei. „Wir haben hier jetzt ein einzigartiges Forschungsprojekt“, sagt Biologe Owen O’Shea. Der Brite ist auf Ocean Cay für die Korallen und Unterwasserwelt zuständig.

Wasserrutschen, Seilbahnen und Klettertürme sucht man bei MSC vergebens, die Lagune ist eine Ruhezone, Korallenriffe rund um die Insel sind geschützt. Schnorcheln ist nur in ausgewiesenen Bereichen erlaubt. „Fischen darf man hier nicht“, so O’Shea. Gleiches gilt fürs Fahren mir Powerbooten und Ankern mit Privatjachten. Am Strand gelten ebenfalls klare Regeln. Rauchen und die Mitnahme von Muscheln und Korallen ist untersagt, für den Sonnenschutz wird auf eine Creme ohne Mikroplastik großen Wert gelegt.
Mit dem Blick auf die Umwelt folgt MSC also eher dem Beispiel von Holland America, deren Insel Half Moon Cay zu großen Teilen ein Naturreservat und bekannt für viele Vogelarten ist.