Alles prima? Auf Jungfernfahrt an Bord des Kreuzfahrtschiffes Norwegian Prima

von Uwe Bahn

Mit der Norwegian Prima ist das erste Schiff der neuen Baureihe von Norwegian Cruise Line in See gestochen. Dieses Jahr folgte die Norwegian Viva, bis 2027 sollen noch vier weitere Schwestern folgen. Wir haben die Taufe auf Island und die Jungfernfahrt des Neulings mitgemacht und die 294 Meter zwischen Bug und Heck genau erkundet.

2023 fährt die Norwegian Prima zwischen Island, Großbritannien und den Niederlanden, aber auch in der Karibik und ab New York

Skulpturengarten, Infinity-Pools und Relax-Landschaft

Was die italienische Fincantieri-Werft mit der Norwegian Prima abgeliefert hat, kann sich sehen lassen. Das beginnt schon im modernen und hell gestylten Atrium, das die meisten Passagiere auf Deck 6 beim Einschiffen zuerst betreten. Ein Deck höher im Atrium ist das „Starbucks“, Lifestylemarke und ein prima Treffpunkt. Nur das Bord-WLAN könnte ein paar Knoten zulegen. Nicht ganz so prima. Wer sich zwischen 3.215 Passagieren verlieren sollte, trifft sich hier immer wieder. Noch ein Deck höher öffnen sich die Türen zum ersten Highlight, dem Ocean Boulevard. Flanieren an der frischen Luft, einmal um das ganze Schiff herum. Ein Walk auf den Wellen. Vorbei am Skulpturengarten „The Concourse“ des US-Künstlers Alexander Krivosheiw. Den treffen wir direkt bei einem seiner Werke und lassen ihn posieren. Prima, dass eine Reederei so viel Bruttoraumzahl der Kunst gibt! Beliebtes Fotomotiv ein paar Schritte weiter sind die beiden seitlichen Infinity-Pools, deren Wasser direkt ins Meer zu fließen scheint. Beten wir, dass niemand über die niedrige Hartglasverkleidung klettert. Risiko an der Reling! Prima ist das Lounge-Mobiliar aus hochwertigem Material, das sich auf dem Ocean Boulevard verteilt. Von „Day – beds“ bis zu chilligen Schaukelsesseln. Diese Relax-Landschaft mit reichlich Liegen erstreckt sich bis zur „Soleil Bar“ im Heck, dem perfekten Ort für den Sundowner zur See.

Den Sundowner vom Infinity Pool an Deck 8 der Norwegian Prima aus bestaunen

Hochkarätige Events im Prima Theater

DAS Highlight an Bord ist das „Prima Theater“. Es ist mehr als ein Theater. Multifunktional, lässt es sich in wenigen Minuten zur Großraumdisco Studio 54 umrüsten. Oder in einen Nachtclub mit verschiebbaren Lounge-Ecken. Mit einer für alle Zwecke variablen Lightshow und fettem Sound. Auch die Bestuhlung ist flexibel. Von komplett bis halb oder im Innenraum unbestuhlt. Alles ist möglich. Prima auch die bordeigene Show „Summer“. Ein Musical über das Leben und die Musik der Sängerin und ehemaligen Disco-Queen Donna Summer. Beim Finale mit „Hot Stuff “ steht das ganze Theater. Zu Recht. Showbusiness, das kann Norwegian Cruise Line wie keine andere Reederei auf den Weltmeeren. Mit ihrer Agentur Sixthman produzieren sie ja auch ganz besondere Event-Kreuzfahrten. Dann cruisen Weltstars wie Kiss oder Bon Jovi mit den Fans auf einem NCL-Schiff mehrere Tage vor Kalifornien oder durch die Karibik.

Multifunktional und vielfältig: Das „Prima-Theater“

Der Taufakt

Der Taufakt mit Katy Perry und ihr Konzert im Theater blieb einer Minderheit von rund 700 Auserwählten vorbehalten. Der Rest schaute in die Röhre: Überall wurden gewaltige Flatscreens aufgebaut, vor denen sich dann zwei Drittel der Passagiere zum Fernsehabend versammelten. Verstanden haben sie kaum etwas, und alles war auch nicht so richtig im Bilde. Dem anschließenden Gala-Menü im „Hudson“ fehlte die Feierlichkeit – und leider auch der Geschmack. Nicht prima. Auch nicht, dass die Spezialitäten-Restaurants fast die gesamte Reise über nicht buchbar waren. Immerhin: Im Teppanyaki-Event-Japaner „Hasuki“ und im Bord-Mexikaner „Los Lobos“ konnten wir „durchschlüpfen“ und feststellen, dass es delikat war. Und auch die Fusionküche der „Food Republic“ war „fine dining“… Mehr können wir nicht beurteilen, aber das Probierte war prima.

Streetfoodmeile und Live-Musik

Ein originelles Gastro-Highlight ist im Heck auf Deck 8 die „Indulce Food Hall“. Eine Art Streetfoodmeile mit enormer kulinarischer Vielfalt. Bestellt wird am Tisch per iPad, das System ist einfach. Viel der Bordatmosphäre wird geprägt durch die kleinen Bühnen, auf denen live musiziert wird. Ob im Atrium oder in der „Local Bar“ auf Deck 8. Die beste Coverband, die wir je auf einem Schiff gehört haben, spielte ein Deck tiefer im „Syd Norman’s“. Das ist der Musikpub auf der Norwegian Prima. „Rumours“ von Fleetwood Mac stand auf dem Abendprogramm. Die Band ohne Namen aus den USA coverte das berühmte Album in der Original-Reihenfolge derart perfekt, dass sich viele fragten: Singt da Stevie Nicks und ist das etwas die Originalgruppe? Diese Fleetwood-Mac-Show war prima plus. Wenn ihr auf das Schiff geht, schaut euch diese großartige Band an! Und beim Interieur vom „Syd Norman’s“ hat der Innenarchitekt wirklich ganze Arbeit geleistet. Alles im Rock-’n’-Roll-Retro-Style gehalten, ist es einer unserer Lieblingsorte an Bord geworden.

Besonderheit: Kartbahn über drei Decks

Adrenalin pur: Mit E-Karts auf dem „Prima Speedway“

Direkt gegenüber: ein weiterer Hotspot für Kreuzfahrtkultur, der Comedy-Club „Improv at Sea“. Auch wenn die Jokes auf Englisch sind, die Stimmung kommt auch in deutschen Ohren rüber. Und ist der beste Beweis: Eine Seefahrt, die ist lustig. Diese ging übrigens von Reykjavík über Cobh (Irland), Portland (England) und Le Havre nach Amsterdam. Das nächste Highlight findet man tatsächlich am höchsten Punkt des Schiffes. Nein, nicht am Schornstein. Aber drumherum. Die größte Gokartbahn auf See ist ein Spektakel über drei Decks mit echtem Formel-1-Feeling. Muss ein Schiff eine Kartbahn haben? Nein, muss es nicht, aber der „Prima Speedway“ ist trotzdem ein Erlebnis. Es sind leise E-Karts, die knatternden Geräusche werden den Piloten über den Sturzhelm digital zugespielt. Eher crazy als prima. Die E-Technologie wünscht man nicht nur den Karts, sondern dem gesamten Schiff als Antrieb. Diese neue LeonardoKlasse, dessen erstes Schiff die Norwegian Prima ist, hat in Sachen nachhaltiger Technologie leider keine innovativen Maßstäbe gesetzt. Das werden wir in Zukunft aber von einer so kreativen Reederei erwarten (können). Ein weiteres Highlight haben wir nicht ausprobiert. Mutproben sind nicht so unser Ding. Aber es gibt sie, die erste Free-Fall-Trockenrutsche der Welt. Sie heißt „The Drop“ und stürzt über zehn Decks in die Tiefe. Wer schneller zum Essen in der „Indulge Foodhall“ auf Deck 8 sein möchte, für den ist das durchaus eine Alternative zu den Fahrstühlen. Unser Fazit: Die Norwegian Prima ist insgesamt ein großartiges Schiff, das seine Highlights im Entertainment, dem modernen, teils luxuriösen Interieur und der vielfältigen Gastronomie hat.

Fotos: (c) Uwe Bahn
Es handelt sich hierbei um eine gekürzte Version. Den ganzen Artikel finden Sie im Kreuzfahrt Guide 2023.

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