Wenn eine Kreuzfahrt unterirdisch beginnt, muss das nicht heißen, dass alles schiefläuft, im Gegenteil. Wer längere Zeit nicht in Istanbul war, wird beim nächsten Besuch überrascht sein, wie sehr sich das dortige Kreuzfahrtterminal verändert hat. Der umgebaute Galataport definiert das Thema Ankommen und Abreisen auf revolutionäre Weise, denn hier hat man fast den Eindruck, im Souterrain eines Flughafens zu landen, unter dem sogar Busse und Autos hindurchfahren können. Flankiert ist das Ganze von einem zentrumsnahen, wasserseitigen Erlebnisviertel mit zahlreichen neuen Shops und lebendiger Gastronomie, in dem sich auch die Einheimischen gerne verabreden.
Architektonisch angeblich von den Zisternen Istanbuls inspiriert, beeindruckt der bereits mehrfach ausgezeichnete Galataport Istanbul – unter anderem erhielt er den Red Dot Design Award und wurde von der SeaTrade Cruise Global zum „Hafen des Jahres“ gewählt – als das weltweit erste unterirdisch zugängliche Kreuzfahrtterminal. Maximal drei Schiffe können zeitgleich an der Kaikante liegen, bis zu 15.000 Passagiere pro Tag lassen sich durch die imposante Anlage schleusen. Die Kapazität ist so geplant, dass schon 2023 bis zu 1,5 Millionen Menschen hier an oder von Bordgehen können.
Die Costa Venezia macht im Galataport fest
Als die 324 Meter lange Costa Venezia Anfang Mai 2022 zum Erstanlauf kam, wurde sie von den lokalen Behörden auch deshalb gefeiert, weil sie zu diesem Zeitpunkt das bislang größte Kreuzfahrtschiff war, das je Istanbul besucht hatte. Und weil sie zu jenen Cruiselinern gehört, die auch den Landstrom nutzen können, der hier für ankommende Schiffe verlegt wurde, um die Abgasbelastung zu minimieren. Was aber besonders beeindruckt, ist die flexible Art der Absperrung zwischen Schiffsbereich und Flanierzone. Durch die 176 hydraulischen Klappen, die beim Einlaufen
des Schiffes hochgefahren werden, kann der sicherheitsrelevante
Sperrbereich auf Knopfdruck auf- und abgebaut werden. Somit bleibt der Küstenabschnitt von Karaköy, der seit Ende des 19. Jahrhunderts für den allgemeinen Zugang gesperrt war, nun für Besucher weitgehend offen. Einzige Ausnahme ist jener Bereich am Schiff, der durch die hydraulischen Luken abgetrennt wird. Da der Rest des Terminals im Untergeschoss liegt, verschwinden die ankommenden
Passagiere unauffällig ebendort und gelangen entweder gleich in Busse, oder sie tauchen im Shoppingviertel wieder auf. Bis dahin hat man allerdings zu Fuß schon einige weite Wege hinter sich gelassen.
Gekostet hat der Spaß rund 1,7 Milliarden US-Dollar. Damit gilt der Galataport Istanbul als eines der wichtigsten Destinationsprojekte weltweit. Als Ziel des Investments galt es, den historischen Stadthafen in ein touristisches Ziel zu verwandeln und zugleich die Promenade zum ersten Mal seit etwa zwei Jahrhunderten für die breite Öffentlichkeit zu öffnen. Beides scheint rund um den markanten Uhrturm von Tophane – er ist mit Baujahr 1848 der älteste Uhrturm
der Türkei – gelungen zu sein.

Die Costa Venezia kam im Mai als eines der ersten Schiffe wieder nach Istanbul


